Forschung

Die Forschung um die HSP, befindet sich in einem gewaltigen Umbruch. Es werden monatlich, zahlreiche neue Publikationen in medizinisch-wissenschaftlichen Zeitschriften herausgegeben. Ein Blick in die Datenbank dieser Publikationen, wird das rasch bestätigen:

HSP-Schweiz ist aktiv an dieser Forschung beteiligt, weitere Auskünfte über laufende Studien, können beim wissenschaftlichen Beirat Prof. Dr. med. Burgunder, erhalten werden. Hier werden einzelne dieser Forschungsrichtungen kurz dargestellt

Die Suche nach der genetischen Störung!

Die hereditäre spastische Spinalparalyse war schon seit vielen Jahren bekannt, lange war aber die unterliegende Genstörung unklar, die zur Krankheit führt. Mittlerweile sind 35 Genorte (Loci) und 10 Gene, jeweils mit einzelnen oder vielen Mutationen bekannt. Diese Suche ist aber noch nicht vollständig, sodass ein Teil der HSP Forschung noch diesem Gebiet gewidmet wird. Falls in einer Familie keine Assoziation mit einem Locus nachgewiesen werden kann, und falls die Familie groß genug ist, kann mit einer genetischen Kopplungsstudie im günstigen Fall einen neuen Locus nachgewiesen werden.

Die genetische Forschung zielt auch dahin, vereinfachte molekular-genetische Verfahren zu entwickeln, die eine raschere Diagnose erlauben. Ziel wäre der Aufbau eines Gen Chips, welches die Untersuchung aller bekannten HSP Mutationen in einem diagnostischen Schritt erlauben würde. Es wird aber noch Zeit brauchen, bis es erreicht wird. Die Symptome in Relation zu der Genstörung!
Solange die einzelnen Mutationen nicht bekannt waren, waren alle Studien, die die Symptome und Eigenarten der Krankheit beschreiben, etwas ungenau und sehr variabel. Da nun bei größeren Gruppen von Betroffenen die Mutation bekannt ist, können die Konsequenzen der einzelnen Mutationen auf der Symptomatologie genau beschrieben werden. Instrumente zur Untersuchung und Beschreibung der Symptomatologie reichen von der neurologischen und neuropsychologischen Untersuchung, über die morphologische und funktionelle Bildgebung zu den neurophysiologischen Messungen. Eine Korrelation zwischen den molekular-genetische Resultate und der klinischen Befunde kann somit hergestellt werden. 

Der Grund für die Variation!

Die Krankheit kann in verschiedenen Formen auftreten, insbesondere in einer sog reinen Form (mit Gangstörung, eventuell noch mit einer Blasenstörung, und einer Störung der Tiefensensibilität) oder in einer komplexen Form (mit Befall anderer Teile des Nervensystems). Diese Unterschiede können durch die verschiedenen Mutationen in verschiedenen Gene weitgehend erklärt werden. Es wurde aber auch beobachtet, dass in der gleichen Familie, mit der gleichen Mutation, die Krankheit zu weit auseinander liegenden Altern beginnen, und ganz verschiedene Verläufe einnehmen kann. Die Gründe für diese Unterschiede sind im Moment unbekannt, liegen möglicherweise in Variationen anderer Gene, und diese werden nun intensiv gesucht. Dafür braucht es Personen, die eine bekannte Mutation haben und bereit sind, an einer Befragung, Untersuchung und Blutentnahme teilzunehmen.

Die Mechanismen der Krankheitsentstehung!

Nachdem nun die Gene bekannt sind, die bei Mutationen zur HSP führen, ist es möglich, ihre Funktion zu studieren. Dazu werden Zellen, Tiermodelle und auch Gewebe von Personen, die befallen sind, untersucht. Gene mit besonderen Mutationen können zum Beispiel konstruiert und in Zellen implantiert werden. Wachstum und Funktion dieser Zellen werden anschließend beobachtet. Es hat sich zum Beispiel gezeigt, dass Spastin, was bei einer der reinen Form der HSP häufig mutiert ist (SPG4), in der Funktion von Mikrotubuli einwirkt. Weitere, feinere Untersuchung erlauben graduell diese Funktionsstörung zu verstehen, und im Labor zu versuchen, sie zu wiederherstellen. Per Ende 2020, gibt es Formen von SPG 1-75.

Studien zur Behandlung!

Gegenwärtig kann die HSP noch nicht an der eigentlichen Ursache behandelt werden, der Prozess der Krankheitsentstehung auf Ebene der Moleküle kann (noch?) nicht beeinflusst werden. Es liegen aber einige Möglichkeiten, die Symptomatologie zu beeinflussen. Nachdem nun die verschiedenen Formen der Erkrankung auf der Basis der Genmutation eingeteilt werden können, besteht die Möglichkeit, Studien mit homogenen Gruppen zu veranstalten. So können zum Beispiel Maßnahmen zur Beeinflussung der Spastik, wie Medikamente oder physiotherapeutische Therapien rational überprüft werden.